Kategorie-Archiv: Kultur

Matthias Schweighöfer: „Kamillentee schmeckt scheiße“

Na wenn er das sagt, muss es stimmen. So geschehen heute in einem kurzen und knappen Video, dass der Schauspieler offensichtlich mit seinem Smartphone aufgenommen und eigenhändig auf seine Facebook-Seite (über 480.000 Fans – meist weiblich) geladen hat.

Die Social-Media-Aktivitäten von Matthias Schweighöfer könnte man problemlos eintüten, ne Schleife drum machen und das Ganze dann als online-Kommunikationsstrategie für teuer Geld verscherbeln.

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Wie würde Wonka fragen?

Wer einmal in den Genuss gekommen ist, die Fragetechnik Dieter Wonkas live zu erleben, wird jetzt lustig mit schmunzeln. Denn die Art und Weise, in der der Redakteur der Leipziger Volkszeitung eine vielleicht dröge PK belebt, sucht ihres gleichen. Und dafür ist er auch bei den Politikern und ihren Pressesprechern berühmt und berüchtigt.

Dieter Wonka  möchte im Prinzip keine Antworten von seinem Gegenüber. Er referiert viel mehr und prägt die Stimmung im Raum. Am Ende seiner Ausführungen geht er zwar immer mit der Stimme nach oben, eine eigentliche Frage ist da aber schon nicht mehr ganz so wichtig. Auch nutzt er sehr gern Schachtelsätze und treibt dem einen oder anderen Linguisten damit Tränen der Freude in die Augen. Weiterlesen

Reden lassen! Jörg Thadeusz im Gespräch.

Es gibt nicht viele gute Talk-Shows im deutschen Fernsehen. Aber ein wöchentlicher Höhepunkt ist zweifelfrei  die Sendung Thadeusz im rbb. Denn hier kommt der Gast noch ins Reden. Es geht nicht um das Große und Ganze, sondern um den Menschen.

Jörg Thadeusz will sich nicht in den Mittelpunkt stellen, seine Persönlichkeit schafft das von selbst. Er ist das, was man einen guten Gastgeber nennt und schafft es zum Beispiel, Wolfgang Joop von der Leine zu lassen. Denn plötzlich sagt dieser Sätze, die ihn selbst überraschen. Weiterlesen

„Verstehen Sie?“ Die Nicht-Interviews mit Klaus Kinski.

Dass Klaus Kinski ein großer Egomane war, ist kein Geheimnis. Auch nicht, dass er seinen Gegenüber (egal wen) weder akzeptierte noch aussprechen ließ. Eine seiner Lieblingsfloskeln – einen fragenden Moderator entgegnend – war immer wieder: Was meinen Sie denn damit?

Heute sind wir in der wunderbaren Lage, all das unkommentiert und ungeschnitten auf DVD nachsehen zu können. Inklusive qualmender Zigaretten, der Zusammenscheißung des jeweiligen Publikums und verschiedener Moderatoren, die im Moment des Auftritts von Kinski die Kontrolle über ihre Sendung abgaben.

Das ist ganz großer Doku-Kino.

Doch warum die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien dieses zeithistorische Dokument für Kinder ab 6 Jahren freigibt, bleibt ihr Geheimnis. Zu Klaus Kinskis Lebzeiten hat diese BPjM noch DIE ÄRZTE auf den Index verbannt.

Nun ja, die Zeiten ändern sich. Manchmal zum Guten.

Hier noch ein Ausschnitt aus dem Interview bei Je später der Abend von 1977. Schön auch, wie Manfred Krug nichtssagend und rauchend daneben sitzt.

Die DVD gibt es in jedem gut sortierten DVD-Laden oder natürlich online.

125 Jahre Automobil – der Traum ist länger als die Nacht

Die erste automobile Fahrt war kein Volksfest. Weder standen hundert Menschen winkend am Wegesrand noch überschlugen sich die süddeutschen Tageszeitungen mit Jubelgesängen. Die erste Fahrt war geheim. Verborgen vor den Behörden, verborgen sogar vorm Erfinder des Gerätes, das wir in diesem Jahr feiern.

Heute kann fast jeder eine Geschichte zum Thema Auto erzählen. Sei es der erste Fahrversuch mit dem Auto vom Opa, das Upgrade in die Luxusklasse beim letzten Mietwagen oder die unzähligen Wochenenden, die man in der Werkstatt verbracht hat, weil man an seinem eigenen Traum herumschraubte.

1888 – zwei Jahre nachdem ihr Mann das Patent angemeldet hatte – machte sich Bertha Benz auf den Weg und machte die erste Fernfahrt mit einem pferdelosen Wagen. Das klapperige Gestell, das ihr Mann Carl 1886 nach unzähligen Fehlversuchen endlich funktionstüchtig zusammengeschraubt hatte, würden wir heute nicht Auto nennen. Carl Benz tat das damals auch nicht. Es war ein Wagen mit drei Rädern, der von einem sehr simplen Verbrennungsmotor angetrieben wurde.

Doch Bertha Benz riskierte das verwegene Abenteuer. Sie machte die Fahrt von Mannheim nach Pforzheim und kam nicht nur an, sondern auch noch zurück. Diese Strecke kann man heute als Bertha-Benz-Memorial-Route auch in Angriff nehmen.

Carl Benz war anfangs immer nur ein paar Kilometer rund um die Werkstatt gefahren und hatte selbst dort schon die größten Probleme. Nicht mit der Technik, die muckte zwar immer wieder auf, doch damit kann ein Erfinder umgehen. Die Menschen waren sein Problem. Ängstlich, ignorant und grundsätzlich abgeneigt waren sie ihm und seiner Erfindung gegenüber. Dazu kamen die Ordnungsbehörden, die Carl Benz zu schaffen machten. Immerwieder musste er Strafen entrichten ohne genau zu wissen, wofür. Eine StVO gab es ja noch nicht.

Wer jetzt die ganze Geschichte lesen will und wen die Perspektive von Bertha Benz reizt: Lest dieses Buch. Es gibt keinen schöneren Anlass als die fröhliche Erinnerung an 125 Automobil.

Und wer am letzten Augustwochenende noch nichts vor hat, kommt aufs Tempelhofer Feld und feiert das Jubiläum beim weltgrößten Mercedes-Benz-Treffen der Geschichte.