Archiv für den Monat: März 2011

#tweetlikenico

Ich muss gestehen, dass ich ein neues Hobby habe. Denn seit Twitter mich täglich begleitet, freue ich mich immer wieder über die Tweets von @Nico (Nico Lumma). Denn seine Meldungen zeichnen sich oft besonders dadurch aus, dass alltägliche Sachen banal dargestellt werden.

Ich glaube sogar manchmal, @Nico war das Vorbild für jenes Hassbild der Nicht-Twitterer, die meinen, dass es Meldungen wie „Sitze auf dem Klo“ und „Fahre Ubahn“ nun wirklich nicht braucht. Doch darüber kann man streiten.

Ich meine nun, machts wie er und twittert im Lumma-Style. Kenntlich gemacht durch das Hashtag #tweetlikenico und dann viel Freude. Mein Dank gilt @Nico für seinen Twitterstil. Mach weiter so und erfreue Deine Follower.

Von Törtchen und Schreiberlingen

Zwei Relikte aus den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts förderten in den vergangenen Stunden auf meiner Facebook-Pinnwand einige Emotionen zu Tage. Zum einen ein quadratisch abgepacktes Küchlein, dass seinerzeit mit Geburtstagskerzen beworben wurde und zum anderen das Informationsverständnis unserer Berliner Politik-Journalisten.

Erst das Schöne. Das YES-Törtchen ist gerade mal wieder zu haben. Ich habe es im Supermarkt in der Berliner Wilhelmstraße / Mohrenstraße gefunden und bin direkt wieder Fan geworden. Wie lange es diese leckeren Teilchen nun gibt, kann ich nicht sagen. Es gibt da verschiedene Informationen, wenn man die einschlägigen Suchmaschinen bemüht.

Nun aber zum tragisch-komischen Teil des heutigen Tages. Das Selbstverständnis unserer Hauptstadtjournalisten. Diese Spezies ereiferte sich dieser Tage über die Informationspolitik des Bundespresseamtes, ausgehend von einem Tweet des Regierungssprechers vom 22. März, in dem dieser es wagte, eine USA-Reise der Bundeskanzlerin im Sommer anzukündigen BEVOR es via Ticker, Fax, Email und reitendem Boten an die Journaille sowie die Agenturen übermittelt wurde.

Das heute aufgetauchte Videodokument dieses verbalen Schlagabtauschs verdeutlicht leider sehr anschaulich, dass das Selbstverständnis der Frauen und Männer, die unsere Regierung kritisch begleiten und uns Bürger informieren sollen, ihrer Entwicklung extrem im Wege steht.

Eine Information wird demnach nur dann genutzt, wenn sie auf ausgelatschten Wegen daher kommt. Oder noch spitzer: Die Info muss schon zum Journalisten kommen und NICHT umgekehrt. Demnächst darf die Kanzlerin zur PK beim Kollegen Wonka von der LVZ in dessen Küche seiner Berliner Wohnung antreten, damit der geschätzte Theobald Tiger der Berliner Republik seine spitzen Scheinfragen bereits in Badeschlappen loswerden kann.

Einen Adolf-Grimme-Preis für freundliche Besonnenheit in dieser Pressekonferenz hat der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegmans verdient. Denn die Ruhe, die er angesichts dieser frechen, egozentrischen und von Unwissenheit zeugenden Fragen bewahrt hat, ist bewundernswert. Es konnte ihn nicht mal aufregen, dass die Journalisten, die vor Kurzem noch über die Twitter- und Facebookrevolutionen der Welt geschrieben haben, von diesen Medien offensichtlich nicht die geringste Ahnung haben.

Scheinbar gab es bei dpa, ddp, lvz usw. noch keine Twitter-Schulung. Damit seien die Damen und Herren entschuldigt. Schließlich bekam man als Berufseinsteiger anno 1992 auch den  Ticker in einem 3-Tage-Seminar erklärt.

USA wollen nicht mehr Weltpolizei sein.

Nordafrika, Japan und Baden-Württemberg. Alles spannende Themen in dieser Woche. Aber es gibt neben all den Katastrophen noch eine richtig handfeste Zäsur  dieser Tage. Zuerst angekündigt hat sie sich in der Ägypten-Krise und jetzt beim Thema Libyen bricht sich hervor: Die USA wollen nicht mehr die Weltpolizei sein.

Vorbei sind die Zeiten des Kampfes gegen Diktatoren (2. Weltkrieg), den Kommunismus (Kalter Krieg) und den Terrorismus (seit September 2011). Die USA sind müde. Sie wollen nicht mehr der Buh-Mann sein. Und ganz wichtig: Die einfachen Wahrheiten sind vorbei.

Natürlich fliegen und bomben in Libyen US-Jets. Es kreuzen US-Schiffe im südlichen Mittelmeer. Aber das Weiße Haus liefert mit dem ersten aufsteigenden Kampfflugzeug nicht gleich die Begründung für den Einsatz mit. Sie machen einfach das, was der Rest der „großen“ Player in den letzten Jahrzehnten bis zur Perfektion getrieben haben:

Aktionismus nach politischen Entscheidungen ohne sich und andere zu fragen, was danach kommt.

Jetzt braucht es entweder eine neue internationale Führungsmacht oder eine völlig andere Kultur des Zusammenarbeitens. Die erste Option fällt sehr wahrscheinlich erst einmal aus. Denn welche Nation sollte sich aufschwingen und auch von den anderen Playern so selbstverständlich akzeptiert werden, wie es bei den USA gewesen ist? Also müssen wir jetzt alle zusammen arbeiten.

Treppenwitz der Geschichte könnte jetzt werden, dass die Zögerer in der Libyen-Krise am Ende die inhaltlichen Sieger sein könnten. Denn zukünftig müssen sich alle Nationen, die sich für das Wohl der Welt verantwortlich fühlen, zuerst zusammen kommen, um ein Ziel zu vereinbaren. Im Anschluss kann dann überlegt werden, wie die Straße zu diesem Ziel geteert wird.

Politik im Netz – Versäumen lernen

Bevor sich gleich wieder jemand aufregt und das böse P-wort ruft, das sich auf „rabiat“ reimt sei hier ganz offen verkündet: Der Titel „Versäumen lernen“ stammt von Sascha Lobo aus seiner SPON-Kolumne vom 26. Januar. Jedenfalls habe ich es von dort.

Wichtiger ist aber die dahinter liegende Aussage und die Verbindung zum Thema „Politik im Netz“ (was ich ab sofort rotzfrech einfach „PiN“ nenne). Natürlich gilt, wie Lobo sinngemäß meint, zuvorderst für den Medienkonsum, dass ein entspannter Umgang mit der permanenten Beschleunigung darin besteht, auch mal etwas auszulassen, nicht zu lesen oder bewusst zu ignorieren. Sich einzugestehen, dass man nicht alles wissen kann, ist streng genommen sogar ziemlich revolutionär. An anderer Stelle hab ich mich dazu mal ausgelassen. Anlass war lustigerweise auch ein Artikel von Saschao Lobo. Einen entspannten Umgang mit dem breiten braucht man auch bei der PiN.

Um sich politisch zu engagieren, sich kontrovers einzubringen, muss man nicht auf jeder thematischen Hochzeit tanzen. Man muss nicht in jedem Bürgerdialog aktiv sein und braucht auch keine Textwüste an Pseudoreputation, um mitdisktieren zu können.

Es gilt viel mehr: Du hast ne Meinung? Her damit! Mitmachen!

Schreibt Blogs, verlinkt euch mit den gegenerischen Thesen, zeigt dem anderen, dass ihr da seid und beglückwünscht euch nicht unter eures Gleichen, dass ihr Recht habt. Denn wir sollten nicht nur übereinander reden, wie die Grafik zeigt, die Mathias Richel zu seinem Aufschlag gereizt hat, sondern es geht darum, miteinander in verbale und inhaltliche Konflikte zu geraten. Wäre doch schade, wenn wir uns immer nur bei FB-Gruppen treffen, die über 100.000 Fans haben und dann wieder im nächsten Bundestagswahlkampf.

DIALOG Mann und Frau und eine ClassicCard

Hier die autorisierte und anonymisierte Mitschrift eines Pärchendialoges zum Thema „Nutzung der ClassicCard und Findung von Terminen“.

Sie: Einfach mal ein paar Vorschläge (ohne Prioritäten etc.)

Er: Nach welchen Prinzipien hast du die Vorschläge ausgewählt?

Sie: Nach Lust und Laune

Er: Aber die laufen doch an verschiedenen Terminen

Sie: Kann sein

Er: Soll ich das nicht lieber in Zukunft in die Hand nehmen?

Na. Wer ist Jurist und wer Sozialwissenschaftler?

Politik im Netz – Ein nächster Schritt

Da wollte Mathias Richel heute die mehr oder minder Konservativen anregen, über Politik im Netz zu diskutieren und umarmt verbal glatt die Falschen. Nämlich den mittlerweile ziemlich versprengten ProGuttenberg-Hühnerhaufen, weil er meint hier konservative Werte und sogar netzpolitisches Potential auszumachen.Vielleicht keine Bewegung zwar aber zumindest ein schöner Hype.

Frei nach der Rechnung: Aktivität + Meinung = Diskussion.

Und das noch bei Facebook. Also haben wir hier doch die online-affine und politisch interessierte Truppe, die das Internet bislang nur als Ersatz zur täglichen Zeitung, Instrument zur Wettervorhersage oder Endlosarchiv für Bilder aus dem Schützenverein missverstand. Oder etwa nicht? Lange genug wurde ja nach diesen Konservativen gesucht.

Leider war das aber ein irgendwie zweifelhafter „gefällt-mir-Mob“, mit dem kaum etwas anzufangen ist und bei dem sich wieder einmal verdeutlichte, dass ein erhobener Daumen und der damit verbundene schnelle Klick noch lange keine Mobilisierung ist. Es reicht scheinbar nicht mal für eine anständige Demo im bürgerbewegten Leipzig. Die Kritik kam auch direkt in den Blog-Kommentaren.

Eigentlich geht es Mathias Richel aber in einem fast schon heroischen Akt der überparteilich ausgestreckten Hand viel mehr um das Thema Netzpolitik. Und irgendwie auch wieder gerade darum nicht. Denn dieser Begriff  „Netzpolitik“ ist irgendwie ziemlich verbrannt, mytisiert und vom Platzhirschen @netzpolitik überfrachtet und in eine Metaebene der Unerreichbarkeit geschossen. Es ist immer wieder erhellend, was netzpolitik.org über sich selbst schreibt.

Deshalb sollten wir eigentlich eher von Online-Politik reden. Und ich denke, das meint Mathias im Grunde auch. Nämlich so: Bringt die Politik ins Netz und streitet online darüber. Denn hier seid ihr frei, dass so zu machen, wie ihr wollt.

Thema? Egal! Her damit und mitgemacht:

  • Ist die Aussetzung der Wehrpflicht in Laufschuhen Fluch oder Segen?
  • Brauchen solche Veränderungen nicht viel mehr Zeit?

Das wäre mal ein schöner thematischer Einstieg. Keine Kampagnen – ja Mathias, Twitter still halten – keine Fanseiten, nur ganz einfach eine (möglichst) sachliche und inhaltliche Diskussion. Weg von der Aufregung, hin zum Thema. Schon mit Enthusiasmus aber gern mit etwas weniger Adrenalin.

Es ist wieder mal Zeit für ein bischen Idealismus. Der nächste Bundestagswahlkampf kommt früh genug.

„Verstehen Sie?“ Die Nicht-Interviews mit Klaus Kinski.

Dass Klaus Kinski ein großer Egomane war, ist kein Geheimnis. Auch nicht, dass er seinen Gegenüber (egal wen) weder akzeptierte noch aussprechen ließ. Eine seiner Lieblingsfloskeln – einen fragenden Moderator entgegnend – war immer wieder: Was meinen Sie denn damit?

Heute sind wir in der wunderbaren Lage, all das unkommentiert und ungeschnitten auf DVD nachsehen zu können. Inklusive qualmender Zigaretten, der Zusammenscheißung des jeweiligen Publikums und verschiedener Moderatoren, die im Moment des Auftritts von Kinski die Kontrolle über ihre Sendung abgaben.

Das ist ganz großer Doku-Kino.

Doch warum die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien dieses zeithistorische Dokument für Kinder ab 6 Jahren freigibt, bleibt ihr Geheimnis. Zu Klaus Kinskis Lebzeiten hat diese BPjM noch DIE ÄRZTE auf den Index verbannt.

Nun ja, die Zeiten ändern sich. Manchmal zum Guten.

Hier noch ein Ausschnitt aus dem Interview bei Je später der Abend von 1977. Schön auch, wie Manfred Krug nichtssagend und rauchend daneben sitzt.

Die DVD gibt es in jedem gut sortierten DVD-Laden oder natürlich online.