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USA wollen nicht mehr Weltpolizei sein.

Nordafrika, Japan und Baden-Württemberg. Alles spannende Themen in dieser Woche. Aber es gibt neben all den Katastrophen noch eine richtig handfeste Zäsur  dieser Tage. Zuerst angekündigt hat sie sich in der Ägypten-Krise und jetzt beim Thema Libyen bricht sich hervor: Die USA wollen nicht mehr die Weltpolizei sein.

Vorbei sind die Zeiten des Kampfes gegen Diktatoren (2. Weltkrieg), den Kommunismus (Kalter Krieg) und den Terrorismus (seit September 2011). Die USA sind müde. Sie wollen nicht mehr der Buh-Mann sein. Und ganz wichtig: Die einfachen Wahrheiten sind vorbei.

Natürlich fliegen und bomben in Libyen US-Jets. Es kreuzen US-Schiffe im südlichen Mittelmeer. Aber das Weiße Haus liefert mit dem ersten aufsteigenden Kampfflugzeug nicht gleich die Begründung für den Einsatz mit. Sie machen einfach das, was der Rest der „großen“ Player in den letzten Jahrzehnten bis zur Perfektion getrieben haben:

Aktionismus nach politischen Entscheidungen ohne sich und andere zu fragen, was danach kommt.

Jetzt braucht es entweder eine neue internationale Führungsmacht oder eine völlig andere Kultur des Zusammenarbeitens. Die erste Option fällt sehr wahrscheinlich erst einmal aus. Denn welche Nation sollte sich aufschwingen und auch von den anderen Playern so selbstverständlich akzeptiert werden, wie es bei den USA gewesen ist? Also müssen wir jetzt alle zusammen arbeiten.

Treppenwitz der Geschichte könnte jetzt werden, dass die Zögerer in der Libyen-Krise am Ende die inhaltlichen Sieger sein könnten. Denn zukünftig müssen sich alle Nationen, die sich für das Wohl der Welt verantwortlich fühlen, zuerst zusammen kommen, um ein Ziel zu vereinbaren. Im Anschluss kann dann überlegt werden, wie die Straße zu diesem Ziel geteert wird.

Politik im Netz – Versäumen lernen

Bevor sich gleich wieder jemand aufregt und das böse P-wort ruft, das sich auf „rabiat“ reimt sei hier ganz offen verkündet: Der Titel „Versäumen lernen“ stammt von Sascha Lobo aus seiner SPON-Kolumne vom 26. Januar. Jedenfalls habe ich es von dort.

Wichtiger ist aber die dahinter liegende Aussage und die Verbindung zum Thema „Politik im Netz“ (was ich ab sofort rotzfrech einfach „PiN“ nenne). Natürlich gilt, wie Lobo sinngemäß meint, zuvorderst für den Medienkonsum, dass ein entspannter Umgang mit der permanenten Beschleunigung darin besteht, auch mal etwas auszulassen, nicht zu lesen oder bewusst zu ignorieren. Sich einzugestehen, dass man nicht alles wissen kann, ist streng genommen sogar ziemlich revolutionär. An anderer Stelle hab ich mich dazu mal ausgelassen. Anlass war lustigerweise auch ein Artikel von Saschao Lobo. Einen entspannten Umgang mit dem breiten braucht man auch bei der PiN.

Um sich politisch zu engagieren, sich kontrovers einzubringen, muss man nicht auf jeder thematischen Hochzeit tanzen. Man muss nicht in jedem Bürgerdialog aktiv sein und braucht auch keine Textwüste an Pseudoreputation, um mitdisktieren zu können.

Es gilt viel mehr: Du hast ne Meinung? Her damit! Mitmachen!

Schreibt Blogs, verlinkt euch mit den gegenerischen Thesen, zeigt dem anderen, dass ihr da seid und beglückwünscht euch nicht unter eures Gleichen, dass ihr Recht habt. Denn wir sollten nicht nur übereinander reden, wie die Grafik zeigt, die Mathias Richel zu seinem Aufschlag gereizt hat, sondern es geht darum, miteinander in verbale und inhaltliche Konflikte zu geraten. Wäre doch schade, wenn wir uns immer nur bei FB-Gruppen treffen, die über 100.000 Fans haben und dann wieder im nächsten Bundestagswahlkampf.

DIALOG Mann und Frau und eine ClassicCard

Hier die autorisierte und anonymisierte Mitschrift eines Pärchendialoges zum Thema „Nutzung der ClassicCard und Findung von Terminen“.

Sie: Einfach mal ein paar Vorschläge (ohne Prioritäten etc.)

Er: Nach welchen Prinzipien hast du die Vorschläge ausgewählt?

Sie: Nach Lust und Laune

Er: Aber die laufen doch an verschiedenen Terminen

Sie: Kann sein

Er: Soll ich das nicht lieber in Zukunft in die Hand nehmen?

Na. Wer ist Jurist und wer Sozialwissenschaftler?

Politik im Netz – Ein nächster Schritt

Da wollte Mathias Richel heute die mehr oder minder Konservativen anregen, über Politik im Netz zu diskutieren und umarmt verbal glatt die Falschen. Nämlich den mittlerweile ziemlich versprengten ProGuttenberg-Hühnerhaufen, weil er meint hier konservative Werte und sogar netzpolitisches Potential auszumachen.Vielleicht keine Bewegung zwar aber zumindest ein schöner Hype.

Frei nach der Rechnung: Aktivität + Meinung = Diskussion.

Und das noch bei Facebook. Also haben wir hier doch die online-affine und politisch interessierte Truppe, die das Internet bislang nur als Ersatz zur täglichen Zeitung, Instrument zur Wettervorhersage oder Endlosarchiv für Bilder aus dem Schützenverein missverstand. Oder etwa nicht? Lange genug wurde ja nach diesen Konservativen gesucht.

Leider war das aber ein irgendwie zweifelhafter „gefällt-mir-Mob“, mit dem kaum etwas anzufangen ist und bei dem sich wieder einmal verdeutlichte, dass ein erhobener Daumen und der damit verbundene schnelle Klick noch lange keine Mobilisierung ist. Es reicht scheinbar nicht mal für eine anständige Demo im bürgerbewegten Leipzig. Die Kritik kam auch direkt in den Blog-Kommentaren.

Eigentlich geht es Mathias Richel aber in einem fast schon heroischen Akt der überparteilich ausgestreckten Hand viel mehr um das Thema Netzpolitik. Und irgendwie auch wieder gerade darum nicht. Denn dieser Begriff  „Netzpolitik“ ist irgendwie ziemlich verbrannt, mytisiert und vom Platzhirschen @netzpolitik überfrachtet und in eine Metaebene der Unerreichbarkeit geschossen. Es ist immer wieder erhellend, was netzpolitik.org über sich selbst schreibt.

Deshalb sollten wir eigentlich eher von Online-Politik reden. Und ich denke, das meint Mathias im Grunde auch. Nämlich so: Bringt die Politik ins Netz und streitet online darüber. Denn hier seid ihr frei, dass so zu machen, wie ihr wollt.

Thema? Egal! Her damit und mitgemacht:

  • Ist die Aussetzung der Wehrpflicht in Laufschuhen Fluch oder Segen?
  • Brauchen solche Veränderungen nicht viel mehr Zeit?

Das wäre mal ein schöner thematischer Einstieg. Keine Kampagnen – ja Mathias, Twitter still halten – keine Fanseiten, nur ganz einfach eine (möglichst) sachliche und inhaltliche Diskussion. Weg von der Aufregung, hin zum Thema. Schon mit Enthusiasmus aber gern mit etwas weniger Adrenalin.

Es ist wieder mal Zeit für ein bischen Idealismus. Der nächste Bundestagswahlkampf kommt früh genug.

„Verstehen Sie?“ Die Nicht-Interviews mit Klaus Kinski.

Dass Klaus Kinski ein großer Egomane war, ist kein Geheimnis. Auch nicht, dass er seinen Gegenüber (egal wen) weder akzeptierte noch aussprechen ließ. Eine seiner Lieblingsfloskeln – einen fragenden Moderator entgegnend – war immer wieder: Was meinen Sie denn damit?

Heute sind wir in der wunderbaren Lage, all das unkommentiert und ungeschnitten auf DVD nachsehen zu können. Inklusive qualmender Zigaretten, der Zusammenscheißung des jeweiligen Publikums und verschiedener Moderatoren, die im Moment des Auftritts von Kinski die Kontrolle über ihre Sendung abgaben.

Das ist ganz großer Doku-Kino.

Doch warum die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien dieses zeithistorische Dokument für Kinder ab 6 Jahren freigibt, bleibt ihr Geheimnis. Zu Klaus Kinskis Lebzeiten hat diese BPjM noch DIE ÄRZTE auf den Index verbannt.

Nun ja, die Zeiten ändern sich. Manchmal zum Guten.

Hier noch ein Ausschnitt aus dem Interview bei Je später der Abend von 1977. Schön auch, wie Manfred Krug nichtssagend und rauchend daneben sitzt.

Die DVD gibt es in jedem gut sortierten DVD-Laden oder natürlich online.

Der ideale Politiker…

…ist natürlich eine Illusion.

Jeder Politiker ist vor allem eines, ein Mensch. Doch an diese speziellen Menschen werden regelmäßig überdurchschnittliche Maßstäbe angelegt und damit wird der Druck schnell sehr groß. Denn Politiker sollten folgendes mindestens sein:

– ehrlich
– zuverlässich
– stets höflich
– nicht überheblich, arrogant oder zu karrierebewusst

Weiterhin sollte ein Politiker:

– schon mal was anderes gemacht haben (was Ordentliches)
– wissen wovon er spricht (am besten eine Ausbildung ohne politische Verbindung)
– unabhängig sein (am besten von der Politik, aber ganz besonders von den Lobbyisten)
– nicht zu jung sein (Kreißsaal > Hörsaal > Plenarsaal)
– nicht zu alt sein (damit die Zukunft nicht aus dem Blick gerät)

Doch unser politisches System bringt diesen idealen Politiker leider nicht hervor. Der Nachwuchs aller Parteien rekrutiert sich zum Großteil aus jungen Leuten, die zwei hervorstehende Eigenschaften besitzen.

1. Eine unnachvollziehbare Freude daran, sich tagein tagaus im politischen Betrieb zu betätigen. Vorstandsposten mit Aufgabenbereich im Ortsverein und in der Kreispartei. Aktive Mitgliedschaft in einer Vereinigung. Ehrenamtlicher Abgeordneter des kommunalen Parlaments und für den finanziellen Backround meist eine Stelle als (Halbtags-)Mitarbeiter bei einem Vollzeitpolitiker (aus dem Landestag oder Bundestag).

2. Die Zeit und das familiäre (meist überschaubare) Umfeld, diese Pensum zu bewältigen.

Meist studieren die jungen Karrieristen und hängen dann hin und wieder eine Promotion dran. Wenn nun die Karriere zu steil startet, kann es sein, dass die Zeit fürs promovieren oder den noch laufenden Ausbildungsweg kanpp wird. Die Kunst besteht dann darin, die neue Karriere in Angriff zu nehmen, den alten Weg aber trotzdem nicht aus dem Blick zu verlieren. Zur Zeit lässt sich bestaunen, wie das klappen kann oder vielleicht eben nicht.

Eine mögliche Lösung dieses Problems ist ein Überdenken unseres Parteienapparates. Momentan sind zwei Typen Mensch in einer Partei nahezu unmöglich: Quereinsteiger und Querdenker. Beide scheitern bereits daran, dass sie schon im Ortsverein ihrer Partei keine Mehrheit bekommen, auf Kreisebene nur mit sehr viel Glück in eine aussichtsreiche Position gelangen aber spätesten auf Landesebene scheitern.

Und warum? Weil sie sich nicht ihre Sporen verdient haben, nicht samstäglich am Infostand präsent waren und keine „Hausmacht“ besitzen. Und schon war es das mit dem politischen Idealismus, den frischen Ideen und dem neuen Ansatz für eine bessere Politik im Lande.

So siehts leider aus. Mal sehen, wie es weiter geht.

Gebt ihm doch eine Ehrendoktorwürde!

Die mediale Hexenjagd auf den Bundesverteidigungsministers wegen dessen Dissertation ist nur noch grotesk. Trauriger Höhepunkt war bislang der Freitag vergangener Woche und dessen mediales Nachschwingen.

An diesem Tag wurden in Afghanistan durch einen feigen Anschlag drei Bundeswehrsoldaten getötet. Der deutsche Verbraucher musste sich z.B. auf RTL und Co aber anhören, dass der Minister sein kurzes und knappes Statement zur Causa „Doktorarbeit“ am Vormittag nur vor ausgewählten Medienvertretern abgegeben hat. Also leider nicht vor RTL, n-tv, vox und den anderen investigativen Qualitätsmedien dieses Konzerns. Deshalb herrschte hier nun „beleidigte-Leberwurst-Stimmung“

Aber muss mich das aufregen? Nein, es ist mir egal!

Er hat sich erklärt. Streng genommen hätte er nicht mal das machen müssen. Denn ob ein deutscher Minister nun einen Doktor vor seinen Namen schreibt oder nicht, hat keinen Einfluss auf dessen politische Tätigkeit. Und die Diskussion um Karl-Theodor zu Guttenberg und sein Verhältnis zur Wahrheit, die nun losgebrochen ist, scheint eher ein Beleg dafür zu sein, wieviele Akteure mal wieder am beliebtesten deutschen Politiker sägen wollen. Gerade beim SPIEGEL reiht sich die die aktuelle Kampagne passgenau in einen mittlerweile 2 Jahre andauernden Zyklus des Rauf- und Runterschreibens ein.

Viel wichtiger ist aber: Es ist keine mehrtägige Top News, ob es nun Fehler bei der Promotion gegeben hat oder nicht. Darum kümmert sich ein universitärer Ausschuss und dieser wird nach eingehender Prüfung entscheiden, ob der akademische Grad aberkannt wird oder nicht. In der Haut dieser Ausschussmitglieder möchte ich nicht stecken.

Über die am Freitag in Afghanistan getöteten deutschen Soldaten und den damit einhergehenden Paradigmenwechsel wird in den Leitmedien nur am Rande berichtet. Eigentlich müsste der Aufreger des Tages doch sein, dass es ein regulärer und von Deutschen ausgebildeter afghanischer Soldat war, der seine AK47 auf eine Gruppe Bundeswehrsoldaten richtete, die im Feldlager ihr Gerät instandsetzten. Es war keine unbekannter Terrorist mit Sprengstoffgürtel. Doch nach dieser Info muss man heute – einen Tag danach – auf SPON schon suchen.

Die Soldaten der Bundeswehr sind zu Recht schockiert über diese Medienrealität und sammeln sich mit anderen Sympathisanten zum Beispiel unter dem Titel „Gegen die Jagd auf Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg“ auf Facebook. Zur Zeit sind es 46.000 und die Zahl steigt mit jedem Betätigen der F5-Taste.

Mein Vorschlag zur Güte und im Sinne einer Rückkehr zur Berichterstattung für relavante Themen ist deshalb folgendes:

Gebt Karl-Theodor zu Guttenberg eine Ehrendoktorwürde!

Damit könnte sich eine deutsche Universität schlagartig auf 1 bei SPON katapultieren, die Uni in Bayreuth würde aus Dankbarkeit wahrscheinlich sogar die Verleihung bezahlen und unsere Qualitätsmedien könnten sich endlich wieder auf ihre Arbeit konzentrieren.

125 Jahre Automobil – der Traum ist länger als die Nacht

Die erste automobile Fahrt war kein Volksfest. Weder standen hundert Menschen winkend am Wegesrand noch überschlugen sich die süddeutschen Tageszeitungen mit Jubelgesängen. Die erste Fahrt war geheim. Verborgen vor den Behörden, verborgen sogar vorm Erfinder des Gerätes, das wir in diesem Jahr feiern.

Heute kann fast jeder eine Geschichte zum Thema Auto erzählen. Sei es der erste Fahrversuch mit dem Auto vom Opa, das Upgrade in die Luxusklasse beim letzten Mietwagen oder die unzähligen Wochenenden, die man in der Werkstatt verbracht hat, weil man an seinem eigenen Traum herumschraubte.

1888 – zwei Jahre nachdem ihr Mann das Patent angemeldet hatte – machte sich Bertha Benz auf den Weg und machte die erste Fernfahrt mit einem pferdelosen Wagen. Das klapperige Gestell, das ihr Mann Carl 1886 nach unzähligen Fehlversuchen endlich funktionstüchtig zusammengeschraubt hatte, würden wir heute nicht Auto nennen. Carl Benz tat das damals auch nicht. Es war ein Wagen mit drei Rädern, der von einem sehr simplen Verbrennungsmotor angetrieben wurde.

Doch Bertha Benz riskierte das verwegene Abenteuer. Sie machte die Fahrt von Mannheim nach Pforzheim und kam nicht nur an, sondern auch noch zurück. Diese Strecke kann man heute als Bertha-Benz-Memorial-Route auch in Angriff nehmen.

Carl Benz war anfangs immer nur ein paar Kilometer rund um die Werkstatt gefahren und hatte selbst dort schon die größten Probleme. Nicht mit der Technik, die muckte zwar immer wieder auf, doch damit kann ein Erfinder umgehen. Die Menschen waren sein Problem. Ängstlich, ignorant und grundsätzlich abgeneigt waren sie ihm und seiner Erfindung gegenüber. Dazu kamen die Ordnungsbehörden, die Carl Benz zu schaffen machten. Immerwieder musste er Strafen entrichten ohne genau zu wissen, wofür. Eine StVO gab es ja noch nicht.

Wer jetzt die ganze Geschichte lesen will und wen die Perspektive von Bertha Benz reizt: Lest dieses Buch. Es gibt keinen schöneren Anlass als die fröhliche Erinnerung an 125 Automobil.

Und wer am letzten Augustwochenende noch nichts vor hat, kommt aufs Tempelhofer Feld und feiert das Jubiläum beim weltgrößten Mercedes-Benz-Treffen der Geschichte.

Ich möchte wieder Menschen jubeln sehen!

In Kairo treffen sich gerade die Menschen, um für ihre Ansichten zu demonstrien. Wir können das im Fernsehen nur sehen, wenn wir uns bis zur vollen Stunde gedulden. Doch gerade wir Deutschen sollten Freude empfinden, mitfiebern und emotional werden, wenn sich Bürger dieser Erde ihr Recht nehmen. Jenes Recht, dass für uns so selbstverständlich geworden ist.

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An Tagen wie heute schaue ich stolz zurück auf die Taten unserer Eltern vor 20 Jahren. Sie haben die Welt verändert und sich zurecht darüber gefreut. Heute will ich mich mit anderen freuen. Egal ob Moslems, Christen oder Menschen ohne Glauben.

Lasst uns endlich wieder Optimisten sein!

Gorch Fock: Wo ist der Skandal?

Ja wo ist er – der Skandal, wenn Offiziersanwärter auf einem „Schulschiff“ an ihre Grenzen gebracht werden. Wenn ein Kapitän den Dienst unterbricht, um mitten auf dem Ozean Wasserski zu fahren. Und wo ist der Skandal, wenn eine Soldatin aus den Seilen stürzt?

Letzteres ist ein furchtbarer Unfall, den niemand rückgängig machen kann. Eine Tragödie, die für die Angehörigen schwer ist, die aber auch die Kameradinnen und Kameraden mitnimmt. Aber ein Skandal ist es nicht.

Die Wasserskifahrt ermöglicht einen Einblick in das Selbstverständnis einer marinen Führungskraft, doch das schockt auch nur Menschen, die sonst mit geschlossenen Augen durch den Alltag marschieren. Und all die anderen Rituale auf See kann man geschmacklos und daneben finden. Es wird sie aber weiterhin geben, weil sie zum einen die Gemeinschaft stärken und zum anderen im späteren Rückblick der Stoff für Erzählungen aus der wilden Jugend sind.

Was sollen alte Seebären ihren Enkelkindern denn sonst vorm Schlafen erzählen?

Bei SPIEGELonline stellte Jan Fleischhauer gestern genau die richtige Frage: Wo ist der Skandal? Ich finde ihn auch heute noch nicht. Hoffentlich bringt der Wehrbeauftrage Licht ins Dunkel. Zeit wirds.