Warum Kleist nicht rosa trägt

Zum Weltfrauentag haben die Grünen unter dem Motto „Männer haben Denkmäler – Frauen haben Zukunft“ zahlreiche Statuen berühmter Persönlichkeiten in ganz Deutschland mit einer sogenannten Pussy-Hat-Mütze verziert, um auf die bestehende Ungleichheit von Frauen und Männern hinzuweisen. Dass die Grünen dafür historische Persönlichkeiten mit ihren Protestmützen schmückten, verstehe ich mal als augenzwinkerndes Zugeständnis, dass es im Jahre 2017 in Deutschland schon ganz gut um die Gleichstellung steht. Aber das nur am Rande.

In meiner Heimatstadt Frankfurt (Oder) trafen sich die örtlichen Grünen am Frankfurter Kleist-Denkmal. Leider gab es im anschließenden Artikel im Lokalteil der Märkischen Oderzeitung ein kleines Missverständnis, das ich gern gerade rücken möchte. Denn auch wenn das Denkmal unserem wohl berühmtesten Sohn der Stadt gewidmet ist und seit 107 Jahren seinen Namen trägt, ist der leicht bekleidete in Bronze gegossene Herr, der am vergangenen Mittwoch im Gertraudenpark mit einer farbenfrohen und politisch motivierten Wollmütze versehen wurde, eben keine lebensechte Nachbildung des in Frankfurt (Oder) geborenen Dichters Heinrich von Kleist.

Heinrich von Kleist erscheint als bildliche Darstellung auf dem Sockel des Denkmals. Der durchtrainierte Herr, der sich tagsüber in der Sonne und des Nachtens im Licht von Scheinwerfern präsentieren darf, ist ein stilisierter Jüngling mit Idealmaßen, den der Künstler Gottlieb Elster im Jahre 1910 zu Ehren Kleists inszeniert hat. Warum es keine Statue Kleists in unserer Stadt gibt, mag viele Gründe haben. Ein wesentlicher ist aber sicherlich, dass es vom wohl berühmtesten Sohn unserer Stadt keine historische Darstellung gibt, die ihn in voller Lebensgröße zeigt. Die bekannten Darstellungen lassen aber erahnen, dass er recht weit vom durchtrainierten Ideal entfernt war, das nun seit über 100 Jahren das Denkmal im Park an der Gertraud-Kirche schmückt.

Wer mehr über Heinrich von Kleist erfahren möchte, ist herzlich nach Frankfurt (Oder) eingeladen. Das Kleist-Museum bietet eine tolle Ausstellung über Leben und Werk des Dichters.

Ein Gedanke zu „Warum Kleist nicht rosa trägt

  1. Alena Karaschinski

    Gut, dass du das richtig stellst. Unsere Aktion hatte auch diesbezüglich für viele der Teilnehmenden Bildungswert: „ach, das ist gar nicht Kleist?!“ – sofern sie es geschafft hatten, das Frankfurter Kleist – Denkmal zu finden. Es war nicht allen gelungen. Bleibt halt viel zu tun… 😉

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