E-Partizipation als Motor der Volksparteien

Und wieder gab es Wahlen. Und wieder haben Große verloren und einige Kleine gewonnen. Und wieder geistert eine Frage durch den Raum:

„Warum brauchen wir noch Volksparteien und wie können die heute überhaupt noch funktionieren?“

Warum habe ich kürzlich schon mal aufgeschrieben und – ja das gibt es noch – meine Meinung seitdem nicht geändert. Das „Wie“ ist tatsächlich die viel spannendere Frage. Die Kommentarfunktion auf der Webseite des Ortsverbandes reicht sicher nicht. Ganz besonders dann, wenn es dort nichts zu kommentieren gibt…

Es braucht aus meiner Sicht zwei Schritte, um die Idee der Volkspartei über das Jahr 2011 hinaus aus der Relevanzkrise heraus zu bekommen. Zum einen eine konsequente Überarbeitung bestehender Strukturen und zum anderen eine Partizipationskultur, die unserem erlernten Alltag entspricht. Der Begriff dafür ist E-Partizipation.

Der monatliche Stammtisch beim Schankwirt um die Ecke nimmt da nur noch einen kleinen Teil ein. Fundamental ist diese Ritual definitiv nicht mehr. Die Diskussion muss dann stattfinden, wenn die Mitglieder diskutieren wollen. Sie darf nicht von der monatlichen Tischreservierung abhängen und mit dem Zapfenstreich beendet werden.

Dazu brauchen die Parteien eine geeignete Infrastruktur, die eigentlich nicht einmal neu erfunden werden muss. Wenn der nächste Parteiwebseitenbaukasten folgende Elemente enthalten würde, ist viel gewonnen:

  • eine simple Blogstruktur
  • eine Art EtherPad-Funktion für Themendiskussionen UND Personalentscheidungen
  • Kommentarfunktionen auf allen Ebenen, die jeder Seiten-Admin individuell gestalten kann (siehe z.B. Youtube)
  • variable Plug-Ins für Social-Media-Anwendungen

Dazu sollte jede Parteiebene, die dafür entsprechende Ressourcen hat, eine aktive und moderierende Onlineredaktion einrichten, die mit den Mitgliedern kommuniziert. Auch das ist nicht neu und unsere großen Parteien machen ähnliches zum Teil auch schon.

Sobald diese und einige andere Grundbausteine umgesetzt werden, steht dem Erfolg der Volkspartei nichts mehr im Weg. Doch all das funktioniert natürlich nur, wenn das Bewusstsein für diese Veränderungen von ganz oben bis nach ganz unten geschaffen und gelebt wird.

Der Stammtisch kann ja immer noch stattfinden. Alleine Bier trinken macht ja auch irgendwie keinen Spaß.

 

3 Gedanken zu „E-Partizipation als Motor der Volksparteien

  1. Pingback: Benachteiligung kleiner Parteien wird beendet

  2. Sven Przepiorka

    Ok, jetzt habe ich verstanden, was du mit E-Partizipation meinst.

    Ich stimme auch grundsätzlich mit dir überein, dass zukünftige Baukästen für Parteiwebseiten die von dir genannten Elemente brauchen. Genauso wie es auch engagierte und kompetente Betreuer für diese Elemente braucht. Mein Lieblingsthema 😉

    Persönlich sehe ich den Schwerpunkt jedoch woanders. An passenden Stellen muss es mehr Transparenz und Kommunikation geben. Mein Eindruck ist nämlich mehr, dass man bei nüchterner Betrachtung selbst bei Stammtischen nicht mehr genau weiß, was gerade genau passiert und warum man selbst dafür oder dagegen sein soll. Von polemischen Äußerungen mal abgesehen.

    Die heutigen Probleme sind gewiss komplexer geworden, aber ich vermisse eben zunehmend, dass man sich die Mühe macht, es dennoch in verständlichen Worten zu erklären.

    Denn erst mit genügend Informationen kann ich dann auch ordentlich partizipieren. Egal ob mit „e“ davor oder nicht.

    Das Medium Internet bietet sich für die Organisation der benötigten Transparenz und Kommunikation mehr als an.

    Daneben finde ich lokale Rückzugsräume ohne eingebaute Protokollfuntion, eben gerade auch in Form von Stammtischen, durchaus sinnvoll. Denn erst hier kann man mal im kleinen privaten Kreis, Themen durchspielen. Ohne das Gefahr besteht, dass man Jahre später noch einmal im genauen Wortlaut darauf angesprochen wird.

    Was nur im Laufe der Jahre – durchaus auch aus guten Gründen – verloren gegangen ist, ist der Transfer von den Stammtischen zurück zu den führenden Politikern.

    Hier kann dann e-Partizipation durchaus eine entstandene Lücke füllen.

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