Mein Frankfurt – Gegensätze, die verbinden

Man kann sich in Frankfurt (Oder) natürlich wunderbar über die Bau-Sünden der deutschen Nachkriegsgeschichte aufregen. Wie in vielen anderen Städten Ostdeutschlands wurde die Stadt durch das Ende des 2. Weltkrieges und die darauf folgenden Jahre städtebaulich intensiv geprägt. Überall finden sich Gegensätze. Die spannendsten entstehen, wenn das späte 19. Jahrhundert auf die DDR trifft. Architektonisch gesprochen.

Aufregen will ich mich aber gar nicht, denn bei aller Meckerei müssen wir mit den Widersprüchen leben, die uns die vergangenen 150 Jahre Stadtentwicklung beschert haben. Die Frage, ob ein Media-Markt lieber in die Innenstadt oder neben das Südring-Center soll, wird dann plötzlich sehr klein. Aber das ist der luxuriöse Blick des Historikers.

Einen schönen Widerspruch findet man in Frankfurt, wenn man die Franz-Mehring-Straße hinauf geht und vor der Lukas-Buchhandlung stehend den Blick öffnet. Denn hier wird ein eigentlich vor Selbstbewusstsein strotzendes Backstein-Pfarrhaus aus dem späten 19. Jahrhundert vom  Pablo-Neruda-Block flankiert, der seinem Namen alle Ehre macht.Lukas-Buchhandlung und Pablo-Neruda-Block

Dieser Block drückt mit aller Macht auf die kleine Buchhandlung und das Pfarr-Büro der katholischen Gemeinde und ich frage mich unweigerlich, ob das in DDR-Zeiten bewusst so arrangiert wurde. Es wäre ja nicht das erste DDR-Gebäude gewesen, dass vor allem gebaut wurde, um einer nahen Kirche die Wirkung zu nehmen.

Ein anderer Widerspruch befindet sich an der Logenstraße, wo das eigentlich Namensgebende Logenhaus heute zwar in neuem Glanz erstrahlt, vom nebenan emporragenden Oderturm jedoch gänzlich niedergedrückt wird.

Logenhaus und OderturmDer nächste Ort, an dem Epochen aufeinander prallen und sehr deutlich wird, wie unterschiedlich das Stadtbild in der wechselhaften Geschichte Frankfurts gewesen ist, entsteht gegenüber dem Rathaus. Durch das Bollfras-Haus wird schon jetzt in der Bau-Phase deutlich, dass die Innenstadt Frankfurts über Jahrhunderte hinweg viel kleinteiliger und verwinkelter war, als wir es uns heute vorstellen können.

Ich freue mich über die Debatten, die angesichts all dieser Widersprüche immer wieder entstehen. Und bei aller Gegensätzlichkeit bleibt das Verbindende immer bestehen. All das ist Frankfurt (Oder).

2 Gedanken zu „Mein Frankfurt – Gegensätze, die verbinden

  1. Anna Steinfort

    Allein durch deine fleißige und reflektierte Berichterstattung über Frankfurt (Oder) motiviert, werden wir bestimmt noch mal vorbei kommen (-:

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