Punkgerocktes Dauerfeuer – Die Ärzte live

Die Ärzte in Frankfurt (Oder)Frühjahr 2012, das neue Album „auch“ ist seit ein paar Wochen auf dem Markt und endlich ist es wieder soweit. DIE ÄRZTE gehen auf Tour! Durch eine glückliche Fügung haben wir den Jackpot gezogen: Das zweite Konzert rockte Frankfurt (Oder). Also praktisch zuhause.

Ja, es war Himmelfahrt, ja, wir haben vorher gegrillt und ja, wir haben uns den ganzen Tag aktiv und mit vielen laut aufgedrehten Radios auf den Abend gefreut. Auch ein bisschen zum Leidwesen unserer Mitmenschen. Aber egal.

Gegen 18:30 Uhr gings zum Messegelände. Dort war es schon ordentlich voll. Offensichtlich hatten sich einige gut versorgt tagsüber vorm Veranstaltungsort ausgebreitet und häuslich eingerichtet. Nach etwas Angestehe waren wir drin und dann gleich die erste Gewissensfrage: Bier oder Tour-Shirt? Kurz überlegt – zugeschlagen.

T-Shirt Aufdruck: Die Ärzte in Frankfurt (Oder)Nach einer kleinen Schleife durch die Garderobe – jaja, kein Punkrock – kommen wir vor der eigentlichen Konzerthalle und was gibt’s da? Man kann sich USB-Sticks kaufen. Hä? Was soll das denn? Ach so. Du kannst Dir vorher einen Stick sichern und anschließend abholen. Und dann ist da das Konzert drauf. Irre Idee! Auch geshoppt.

Jetzt aber rein in die Halle. Kaum drin war ich kurz irritiert, warum es schon so voll ist. Aber war es gar nicht. Der Mensch an sich ist nur ein Depp. Am Eingang wird gedrängelt und auf der gegenüberliegenden Seite ist die Halle faktisch leer.

Dann ging es los. Und zwar mit einem langen und gesprochenen Intro vom Band, das ruhig etwas kürzer hätte sein dürfen, bis dann endlich der Vorhang fiel. Farin greift in die Saiten und schrottet direkt die erste Gitarre. Ja, die Klampfe hat nicht eine Handvoll Takte von „Ist das noch Punkrock“ überlebt. Macht aber nix. Der Herr hat ja ausreichend Ersatz.

Ab jetzt wird die Erinnerung schwammig. Ich weiß nur noch, dass ich gebrüllt habe, bis die Stimme nachgab, in allen erdenklichen Dimensionen durch die Halle flog und immer wieder froh war, an einem bekannten Gesicht vorbei zu segeln. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal in so hoher Taktzahl Freunde entdeckt, begrüßt und umarmt habe, um dann wieder weiter zu tanzen.

Die Ärzte in Frankfurt (Oder)Am Ende stehen fast 3 Stunden (!!!) punkgerocktes Dauerfeuer mit einem perfekten Mix aus neuen Songs und alten Gassenhauern. Wir haben so ziemlich alles abgefeiert, was ich mir an Songs erhofft hatte. Von „Deine Schuld“ über „1/2 Lovesong“ bis „Hurra“ war alles dabei. Und zwischendurch wurde ordentlich dusselig gequatscht. Muss auch sein.

Wie gesagt, wir sind gehopst wie die Kaputten, haben laut mitgegrölt und einiges an Gerstengetränk in uns geschüttet oder um uns herum verteilt. Hier auch die einzig echte Kritik: Der Hallenboden wurde unter Einfluss von bierseliger Feuchtigkeit ganz schön rutschig. Bei einem geschätzten Durchschnittsalter der Gäste jenseits der 30 hat das schon eine gewisse Bedeutung.

Und dann kamen die Zugaben. In schönster Tradition ist Nummer eins Standard und fast noch eingepreist. Nummer zwei wirkte dann schon spontaner und weniger geplant. Und das sowohl auf der Bühne wie in den Reihen davor. Bei Zugabe drei pulsierte die ganze Messehalle in einer ganz ungewöhnlichen Stimmung. Alle waren ziemlich hinüber. Und das wiederum genauso auf der Bühne wie davor.

Bela, Farin und Rod improvisierten herum, laberten mehr oder minder schlaue Dinge und fingen irgendwann an, die ihnen zugerufenen Songs unter dem Titel „Was war Deine erste Single“ runter zu spielen. Ein riesen Spaß. Hatte was von Jam-Session auf nem 35igsten Geburtstag.

Dann war Schluss und alle waren glücklich. Die drei von der Bühne, weil sie einen sehr guten Job gemacht haben und wir in der Ebene, weil wir nach Hause konnten, ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen.

Zuhause – nach einiger Entspannung – folgte die letzte äußerst positive Überraschung. Der gekaufte USB-Stick ist ein Stück Zeitgeschichte. Ungeschnitten und in voller Länge (2 Std 45 Min = 34 Songs) kann ich dieses Erlebnis nach Belieben wieder hervorholen und vom ersten Klampfenwechsel bis zum letzten dummen Spruch nachhören.

Super Sache! Vielen Dank! Gern wieder! Mal sehen, wann und wo.

Ach so.

Ob das Punkrock war, weiß ich nicht. War nie Punkrocker… Ist aber auch wurscht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert