Die Ärzte „auch“ – Ich weiß nicht, ob das Liebe ist…

Die Ärzte - 3 Kronkorken zum neuen Album "auch"Da ist es nun. Das neue Album der Ärzte ist kaufbar. Man kann es auf CD erwerben, eine Vinyl mit nach Hause schleppen oder den einfachen Weg des Downloads gehen. Ich für meinen Teil habe mich ins Kulturkaufhaus meines Vertrauens begeben und das neue Werk als CD erstanden.

Ja, die Scheibe ist teuer. Ganze 21,99 € habe ich dem Kassierer rübergereicht. Ganz im Glauben, dass sich das hoffentlich lohnt. Macht es bestimmt! Die ersten Auskopplungen waren ja vielversprechend. Warum eigentlich? Ich bin nicht links, lebe eher traditionell und verkörpere eigentlich das Establishment, gegen das die Ärzte seit 30 Jahren mal mehr, mal weniger radikal angesungen haben.

Trotzdem. Ätsch. Ich kauf Eure Scheiben und gröle in der Wuhlheide mit, bis die Stimme weg ist. Ich glaube, von Euch lass ich mich einfach gern annöhlen. Ihr macht das so schön platt und trotzdem mit ein bisschen Tiefgang. Aber nicht zu tief. Und ich bezahl für die Scheibe auch gern etwas mehr. Denn dafür sind die Konzerte dann nicht so teuer.

Machen wir uns nichts vor, ihr erwischt mich immer wieder. Früher war es „Allein“, das mich an nem Tiefpunkt aufgriff, dann gab es Songs wie „Deine Schuld“, den ich am liebsten auf Wahlplakate gedruckt hätte. Ein Wunder, dass es die Piraten noch nicht gemacht haben. Diese Liste persönlicher Assoziationen ließe sich noch weit fortsetzen, aber darum geht’s hier nicht. Hier steht das neue Album „auch“ zur Diskussion.

Gekauft, ausgepackt, die 3 Kronkorken fotografiert und hochgeladen und dann an die Scheibe.

Es geht schon gut los. „Ist das noch Punkrock“ trifft voll ins Schwarze. Ich bin Zielgruppe. Der Song ist ein Psychogramm meiner Situation. Jedoch aus der Perspektive meiner Kneipenkumpels von früher. Ein berechtigtes Anliegen, aber hey: NICHT MEIN PROBLEM!

Ja, ich bin angekommen. Hab jetzt ne kleine Familie und bin verdammt stolz drauf. Habt ihr mich etwa beobachtet? Und warum bringt ihr das Album genau in der Woche raus, in der ich aus dem Prenzlauer Berg zu meiner Freundin in die Brandenburger Provinz gezogen bin? Das hatte dann plötzlich Soundtrack-Charakter. Na gut. Ich geh wieder mit den Jungs saufen. Habs mir fest vorgenommen. Ehrlich!

Und dann kommt direkt „Bettmagnet“. Soll der Fernseher ins Schlafzimmer oder nicht? Verdammt. Die gleiche Diskussion hatten wir auch gerade. Aber was soll ich sagen, wir haben die alte Röhre am Ende lieber verschenkt. Ha!

Potential für die geilste Begrifflichkeit des Albums ist die „niveautechnische Grenzwertunterschreitung“ in „TCR“. Eingebettet wird das Ganze ins immer wieder kehrende Thema des „ey ihr angekommen Typen, hebt euren Arsch hoch.“ Darum geht’s den Ärzten.

Bela, Farin und Rod würden es wahrscheinlich abstreiten, aber ihre Message ist durchaus politisch. Und gesellschaftskritisch ist sie auch. In eine Marktplatzrede gegossen könnte sie lauten:

„Hey ihr Bausparvertragbezahler, SUV-Fahrer und Kinderproduzenten. Eure gesellschaftliche Verantwortung endet nicht am Eingang der Wuhlheide, wenn ihr hier alle paar Jahre wie Kirchentagsbesucher um Vergebung bittet und nochmal ein bisschen Revolution spielt. Da muss mehr kommen.“

Mal sehen, ob es diesmal klappt. Nach 30 Jahren könnten Die Ärzte ruhig nochmal ne Revolution von oben lostreten. Das wäre mal was.

Also Leute: Album kaufen, Konzerte besuchen und Spaß haben. Dann klappts auch mit der Verantwortung.

Ein Gedanke zu „Die Ärzte „auch“ – Ich weiß nicht, ob das Liebe ist…

  1. Nicole

    Richtig, muss ich ganz dringend noch kaufen. Was ich bisher so gehört habe, macht wirklich Lust auf mehr… und Revolution – genau!

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